Neben innerer Differenzierung im Unterricht, dem Differenzierungs- und Wahlpflichtbereich, Arbeitsgemeinschaften sowie Schüler:innenaustausch- bzw. E-Twinning-Programmen werden vor allem in der Mittelstufe weitere Möglichkeiten zur Förderung individueller Interessen besonders begabter oder hochbegabter Schüler:innen[1] geschaffen. Schüler:innen, denen innerhalb dieses Rahmens kein Angebot gemacht werden kann, haben die Möglichkeit, ihren Interessen im AG-Bereich nachzugehen.
Die im Rahmen der (Hoch-) Begabtenförderung erarbeiteten Projekte werden am Ende des Schuljahres in einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung präsentiert. Darüber hinaus fertigen die teilnehmenden Schüler:innen ein Forscher:innen-Tagebuch als Dokumentation des eigenen Lernprozesses an und machen so Projektinhalte für die Schulöffentlichkeit nachvollziehbar. Eine entsprechende Zeugnisbemerkung würdigt die so erbrachten alternativen Leistungen auch auf formaler Ebene.
Die Schiller-Werkstatt hat bereits eine lange Tradition und wird in Kürze, nach coronabedingter Unterbrechung, mit einigen Neuerungen wiederbelebt. Hier arbeiten Schüler:innen in Kleingruppen an einem gemeinsam ausgewählten Projekt mit sprachlich-künstlerischem oder naturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Die Arbeit an den Projekten findet nach dem Unterricht wöchentlich in einer siebten Stunde oder im Zweiwochenrhythmus in einer siebten und achten Stunde statt und wird von einer Fachlehrkraft betreut. Auch die gemeinsame Teilnahme an Wettbewerben ist im Rahmen der Schiller-Werkstatt denkbar.
Das Drehtürmodell ist grundsätzlich als Erweiterungsmöglichkeit, also als sogenanntes Enrichment zum regulären Unterricht angelegt. Die Grundidee besteht darin, vor allem besonders begabte Schüler:innen innerhalb des Systems Schule zu fördern, indem man ihnen gestattet, den Regelunterricht für zwei Stunden pro Woche zu verlassen, um an einem überunterrichtlichen Angebot teilzunehmen. Die versäumten Unterrichtsinhalte werden selbständig nachgearbeitet.
Hier können ausgewählte Schüler:innen zu Beginn von Französisch oder Latein als zweiter Fremdsprache das Angebot wahrnehmen, beide Sprachen parallel zu erlernen. In der konkreten Umsetzung erfordert dies ein hohes Maß an Fleiß und Selbstdisziplin.
Anders als die anderen Projekte im Drehtürmodell ist der Besuch des Fachunterrichts höherer Klassenstufen nicht als Enrichment, sondern als sogenannte Akzeleration angelegt, durch diese Maßnahme kann demnach das Lernen der teilnehmenden Schüler:innen beschleunigt werden. Wenn Schüler:innen durch ihre besondere Begabung in einem bestimmten Fach das Wissen und die Kompetenzen, die im Fachunterricht ihrer Klasse erworben werden sollen, deutlich schneller als der Klassenverband erfassen, wird diesen Schüler:innen die Möglichkeit eröffnet, den eigenen Fachunterricht für zwei Stunden pro Woche zu verlassen, um am Unterricht des gleichen Fachs in einer höheren Jahrgangsstufe teilzunehmen. Diese Maßnahme kann in der Folge, je nach individueller Bedarfslage, durch weitere Fördermaßnahmen oder -projekte ergänzt werden. In seltenen Einzelfällen kann auch das Überspringen einer Jahrgangsstufe eine passende Maßnahme zum beschleunigten Durchlaufen der Schullaufbahn sein[2].
Pro Schuljahr kann das SGW eine:n Schüler:in für das Projekt „Lernferien NRW“ mit dem Schwerpunkt „Begabungen fördern“ vorschlagen. Das Angebot richtet sich an zielstrebige und leistungsstarke Schüler:innen der Jahrgangsstufe 8 bis 10[3], die Interesse an gesellschaftlichen Fragestellungen haben und sich in der Schule und in der Freizeit engagieren oder (mehr) engagieren möchten. Die Lernferien werden an fünf Tagen in den Oster- oder Herbstferien an wechselnden außerschulischen Lernorten in NRW durchgeführt. Auswahl und Anmeldung erfolgen über die Mittelstufenkoordination und die Begabtenförderung.
Auch für die „Junior Akademie“ kann pro Schuljahr ein:e Schüler:in der Jahrgangsstufe 8 oder 9 durch die Schule bzw. eine Lehrkraft vorgeschlagen bzw. ausgewählt werden, nachdem diese:r z.B. bereits erfolgreich an mehreren Wettbewerben teilgenommen hat oder eine „weit überdurchschnittliche Befähigung sowie eine ausgeprägte Leistungsmotivation und Anstrengungsbereitschaft“ an den Tag legt. Bevorzugt werden Teilnehmer:innen, die nicht nur isoliertes Interesse an einem einzelnen Spezialgebiet aufweisen, vielmehr ist ein breit gefächertes Interesse und Engagement gefragt, das auch über den schulischen Rahmen hinaus geht. Die Anmeldung erfolgt im Mai, im Anschluss werden die Teilnehmer:innen ausgewählt und Kurse zugewiesen, die in den Sommerferien stattfinden. Die Kosten werden teilweise vom Land NRW übernommen, es bleibt eine Eigenbeteiligung von 385 €, hinzu kommen die Kosten für An- und Abreise.
Ziel der SchülerUni ist es, das Leistungspotenzial von Schüler:innen individuell zu fördern. Deshalb werden besonders leistungsstarke oder begabte Schüler:innen als Studierende zu regulären Lehrveranstaltungen nach Wahl zugelassen. Die selbst ausgewählten Veranstaltungen werden während der Schulzeit besucht und in den meisten Kursen können bereits reguläre Leistungsnachweise erworben werden, die auf das spätere reguläre Studium angerechnet werden. Zwar richtet sich das Angebot in erster Linie an Schüler:innen der Oberstufe, aber auch jüngere Schüler:innen sind an der RUB herzlich willkommen. Die Zulassung zur Teilnahme erfolgt zunächst seitens des SGW, danach melden sich die Schüler:innen selbst an der Ruhr-Universität an. Das Projekt ist jeweils auf die Dauer eines Semesters beschränkt, die Teilnahme kann aber ggf. wiederholt werden.
Im Rahmen der Begabtenförderung erhalten Schüler:innen die Möglichkeit, begleitet und unterstützt durch eine:n Fachlehrer:in an Wettbewerben[4] teilzunehmen, die ihren persönlichen Interessen entsprechen, um ihr individuelles Potenzial weiter zu entfalten. Je nachdem, wie sich die Rahmenbedingungen zur Teilnahme an dem entsprechenden Wettbewerb darstellen, erfolgt die Vorbereitung alleine oder im Team, Zuhause oder im Selbstlernzentrum[5]
Das Selbstlernzentrum kann in Ausnahmefällen genutzt werden, um völlig eigenständig an selbstgewählten Projekten zu arbeiten. Diese Art der Projektarbeit erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin, kommt aber gleichzeitig den individuellen Neigungen und Interessenlagen der betreffenden Schüler:innen außerordentlich entgegen. Auch diese Projekte werden von einer Lehrkraft begleitet.
Im November und Februar bekommen ausgewählte Schüler:innen die Möglichkeit, digitale Module zu Themen anzuwählen, die den eigenen Neigungen besonders entsprechen. In der Vorbereitung und Anmeldung werden die Schüler:innen betreut. Die Teilnahme an den digitalen Modulen erfolgt in einer „Inspiration-Week“, zu der die Schüler:innen ihren Fachunterricht verlassen und im Selbstlernzentrum selbstständig arbeiten.
In Kooperation mit der bildenden Künstlerin Birgit Beßler sowie dem Märkischen Museum erhalten ausgewählte Schüler:innen hier die Möglichkeit, Kunst in einem professionellen Rahmen kennenzulernen und das Leben rund um das künstlerische Werk zu erfahren. Über die Kunst wird dabei durch mehrperspektivisches Denken und das Eintauchen in neue Bereiche die Möglichkeit eröffnet, sich selbst besser kennenzulernen und Empathie für andere zu entwickeln. Das für diesen Bereich erforderliche intuitive Handeln vertieft ein künstlerisches Denken sowie einen differenzierten Blick auf unsere zunehmend komplexer werdende Welt und unterstützt unsere Schüler:innen somit in ihrer Persönlichkeitsentwicklung.
Ausgewählten Schüler:innen der Jahrgangsstufen 9 und 10 werden Kontakte zu Vertreter:innen aus herausfordernden Berufen vermittelt, die im Rahmen des Berufspräsenztages am Schiller vertreten sind. Die Schüler:innen erhalten die Möglichkeit, im Sinne eines Trainee-Days einen Tag in einen Beruf einzutauchen, der ihren eigenen Interessen und Neigungen entspricht. So werden zum Beispiel Ingenieurwesen oder Wissenschaft praktisch erfahrbar und (Zukunfts-) Perspektiven eröffnet.
N. Cappelli
[1] Das Angebot richtet sich an Schüler:innen der Mittelstufe, also der Jahrgangsstufen 7 bis 10 im Bildungsgang G9. In Ausnahmefällen werden auch Schüler:innen der Erprobungsstufe zugelassen.
[2] Auch die frühzeitige Einschulung oder das Überspringen einer Klasse in der Grundschule fällt in den Bereich der klassenstufenbezogenen Akzeleration.
[3] Das Angebot richtet sich ebenso an leistungsstarke Schüler:innen der Einführungsphase und der Qualifikationsphase 1, das SGW konzentriert sein Förderangebot an dieser Stelle jedoch auf die Mittelstufe, da insgesamt pro Schuljahr und Schule nur ein:e Schüler:in aufgestellt werden kann.
[4] Hier sind Wettbewerbe gemeint, die über Wettbewerbe wie z.B. den Känguru-Wettbewerb oder den Vorlesewettbewerb hinausgehen, die regelmäßig für alle Schüler:innen angeboten werden.
[5] In diesem Fall wird den Schüler:innen, wie im Drehtürmodell, ermöglicht, den Unterricht für eine bis zwei Stunden pro Woche zu verlassen, um individuell am vorzubereitenden Projekt zu arbeiten. Die Unterrichtsinhalte werden von den Schüler:innen selbständig nachbereitet.